Ein paar Fakten zum Mare Nostrum (unser Meer) wie es schon die Römer nannten!
Es grenzt an drei weitere Meere, das Schwarze Meer, das Rote Meer und den Antlantik und ist mit einer mittleren Tiefe von 1.500m alles andere als Flach - Im Vergleich misst die Ostsee gerade einmal 55m im Mittel. Die Fläche beträgt stolze 2,5 Millionen km²
Tourismus
Geschätzte 350 Millionen Touristen besuchen das Mittelmeer jährlich. Der durchschnittliche Anteil der Angler in der Weltbevölkerung entspricht ca. 8%. D. h. das ca. 28 Millionen! Angler jedes Jahr am Mittelmeer ihren Urlaub verbringen.
Mittelmeeranrainerstaaten
Von Nordwesten aus im Uhrzeigersinn:
Spanien, Frankreich, Monaco, Italien, Malta, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Griechenland, die Türkei, Zypern, Syrien, Libanon, Israel, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko.
Mittelmeerinseln
Die größten Inseln im Mittelmeer (in absteigender Größe) sind:
Sizilien, Sardinien, Zypern, Korsika und Kreta
Berufsfischerei im Mittelmeer
Die nachfolgenden Zeilen beruhen nur auf meinen eigenen Erfahrungen/Beobachtungen in verschiedenen Regionen Griechenlands und sollen als grober Anhaltspunkt zu einem großen Teil der Mittelmeerregion dienen. Es ist nun mal nicht möglich eine flächenmäßig so große Region wie das Mittelmeer zu standardisieren und einige der hier genannten Informationen weichen sicherlich von anderen, zB wesentlich weiter westlich gelegenen, Regionen/Ländern ab.
Die Fischerei im Mittelmeerraum ist traditionell geprägt und findet fast ausschließlich mit kleinen Booten unter 12m Länge in Küstennähe statt. Viele lokale Fischer könnten auch gar nicht auf eine entsprechende Hochseefischerei ausweichen. Das liegt an eben diesen kleinen Booten und unter anderem an der vielerorts fehlenden Hochsee - gerade in Griechenland kann man auf dem Meer fast immer das Festland oder eine Insel sehen. Dadurch steht die überall vorherrschende Küstenzone (Laichgrund und zugleich Fisch-Kindergarten) unter immensem Fischereidruck, denn die meisten geschätzten bodennah lebenden Speisefische werden in Tiefen zwischen 10 und weniger als 100m mit Netzen und Langleinen gefangen.
Hinzu kommen noch die Schleppnetzfischer welche nicht nur mit sehr großen Entnahmemengen die Küstenzonen und das Meer im Allgemeinen belasten, sondern gern gezielt auf bestimmte Fischarten jagt machen. Bei dieser gezielten Fischerei auf bestimmte Fischarten handelt es sich fast immer um saisonal vorkommende Schwarmfische.
Das Problem hierbei ist folgendes: Kommen z.B. Pelamiden in eine Region, werden dort zig Boote gezielt auf diese Schwärme Jagt machen. Fische die entkommen schließen sich anderen Schwärmen derselben Art an, wandern weiter und das Spiel beginnt irgendwo anders von vorn, wodurch überregional und Länderübergreifend ganze Mittelmeer-Populationen dezimiert werden. Illegale Fangmethoden und unzureichende Gesetzgebungen zu Schutzzonen und -zeiten, nicht nachvollziehbare Mindestmaße in vielen Ländern uvm tragen zur Überfischung des Mittelmeeres maßgeblich bei.
Trotz der Tatsache dass heute noch in einigen abgelegenen Regionen der südlichen Mittelmeerländer illegaler Fischfang betrieben wird (Dynamit, Harpunieren mit Pressluft bzw. Nachts mit Pressluft uvm), habe ich das Gefühl dass die oben beschriebenen unzureichenden gesetzlichen Maßnahmen dem Meer einen weitaus größeren Schaden zufügen, als die illegale Fischerei - einfach deshalb weil die illegale Fischerei im Vergleich zur legalen (zerstörerischen) Fischerei sehr viel seltener stattfindet.
So gibt es im Mittelmeer (Stand 6/2020) fast keine Schutzzonen, Mindestmengen und Schonzeiten die Berufsfischerei betreffend. Die Mindestmaße der meisten Länder sind dermaßen niedrig dass sie eigentlich keine Mindestmaße sind. Schaut man genauer hin wirken die Mindestmaße willkürlich, gewürfelt. Kontrollen der Berufsfischer seitens der Staatlichen Ordnungshüter finden oft quasi nicht statt. Ich reise viel in Griechenland und führe oft freundliche Gespräche/Smalltalk mit Berufsfischern denen ich in meinen Aufenthalten in den verschiedenen Regionen begegne. Der letzte Fischer – ein Mittvierziger Berufsfischer in Nord Euböa - erzählte mir das er diesen Beruf seit 1995 im selben Dorf ausübe, zusammen mit 53 weiteren angemeldeten Berufsfischern. Seit damals hat keine Kontrollbehörde auch nur einmal den Hafen betreten um Kontrollen an den Fischern durchzuführen… Er selber sei zwar als Berufsfischer zwar angemeldet und auch versichert, fast sein gesamtes Fanggerät sei aber nicht bei den Behörden angemeldet bzw die Genehmigung dafür fehlt. Dies wäre zwar nur eine Formsache, allerdings fehle ihm die Lust, seine Zeit mit den Behörden zu verschwenden. Nachvollziehbar wenn man die „drohenden“ Kontrollen bedenkt..!
Die wenigsten der Fische haben bei den gesetzlichen „Mindestmaßen“ nur knapp das Laichfähige Alter erreicht - wenn überhaupt! Während man sich bei einigen Fischen an der untersten Grenze orientiert (Wolfsbarsch, Zackenbarsche, Seeteufel) sind die Mindestmaße für die restlichen aufgelisteten Fische geradezu lächerlich…
Wenn man sich etwas mit der Materie und den Umständen beschäftigt, wird man schnell feststellen müssen, dass diese „Mindestmaße“ einzig und allein der Berufsfischerei „dienen“. Ein Netzt kann sicher nicht selektiv fischen, und durch diese „Mindestmaße“ möchte man verhindern dass die Fischer sich strafbar machen...
Schonzeiten gelten in Griechenland zB nur für Speerfischer, alle anderen Freizeit- und Berufsfischer ob mit Boot oder vom Ufer, dürfen weiter fischen. Und die Schonzeit ist unabhängig der Art, pauschal den gesamten Mai. Berufsfischer unterliegen weder Schonzeit noch Fangbegrenzung.
Unterwasser – Flora und Fauna im Mittelmeer
Wer diese Zeilen liest glaubt zwangsläufig das es sich beim Mittelmeer um einen zerstörten Lebensraum handelt in dem es sich vermutlich nicht lohnt zu angeln. Zum Glück ist es nicht ganz so schlimm, und die Natur ist belastbarer als man glauben mag.
Während meiner Familien- und Angelreisen am Mittelmeer verbringe ich auch jede Menge Zeit Unterwasser. Ich fotografiere, schnorchle und habe viele Jahre mit der Harpune (legal, tagsüber, Apnoe also ohne Pressluft) im Mittelmeer gejagt. Oft werde ich von Bekannten und Freunden welche zum Tauchen im Mittelmeer waren (oder es noch vorhaben) über den Zustand des Meeres angesprochen bzw gefragt. Mir fällt es schwer Tauchern welche schon im Mittelmeer getaucht sind, ein heiles Bild zu vermitteln.
Aber nur weil man etwas nicht sieht oder wahrnimmt, heißt nicht das es auch nicht da ist! Ich lebe im Harz, in einer traumhaften Landschaft umgeben von Wald, Feldern und Seen. Ab Mai bis Juni bin ich viel zum Angeln unterwegs und ab Juli bis Oktober bin ich fast täglich für ein paar Stunden im Wald auf der Suche nach Pilzen. In den letzten 10 Jahren hatte ich ganze 2! Begegnungen mit größerem Wild: Ein Hirsch und ein Reh. Bis jetzt habe ich lediglich 2-3x Wildschweine in meiner Nähe grunzen gehört und Füchse und Hasen die mir über den Weg liefen, kann man getrost an einer Hand zählen… Und das obwohl ich beim Autofahren durch den Harz sehr viel mehr Wild auf Feldern und Lichtungen sehe. Der Harz bist zB voller Wildschweine!
Nun, obwohl ich mir Mühe gebe und versuche mich leise und geräuschlos im Wald zu bewegen, reicht es anscheinend nicht aus um die Waldbewohner nicht in Alarmbereitschaft zu versetzen. Die Tiere nehmen uns und unser Dasein als Gefahr wahr.
Dasselbe gilt für die meisten Regionen des Mittelmeeres welches nun mal kein Nationalpark und schon gar kein Streichelzoo ist. Die meisten Fischarten fürchten den Menschen wie der Teufel das Weihwasser – zu Recht und zum Glück muss man sagen, denn sonst gäbe es vermutlich seit den frühen 60ern hier keine Fische mehr… Auch das Fischen mit dem Speer hat Spuren beim Verhalten der Fische hinterlassen. Doch Vorsicht: Ich spreche vom Verhalten der Fische und nicht von dezimierten Fischbeständen. Eine Erläuterung hierzu folgt weiter unten.
Es ist also verständlich wenn sich Fische und weitere Meeresbewohner vor dem Menschen verstecken. Gerade vor Gerätetauchern die durch ihre Luftblasen viel Lärm machen und alles andere als grazil und angepasst durchs Wasser dümpeln. Apnoisten haben hier die besseren Chancen einen großen Fisch wie zB einen Zackenbarsch oder einen Schwarm Bernsteinmakrelen zu beobachten, denn sie bewegen sich fast geräuschlos durch das Wasser und können sich „anschleichen“.
Um einen Eindruck zu vermitteln wie viel mehr Fisch als wir vermuten in den Küstenzonen des Mittelmeers unterwegs ist, habe ich hier eine kleine Linkliste von interessanten Videos zum Thema „Speerfischen im Mittelmeer“ zusammengestellt. Ich habe das Speerfischen gewählt um einen „Live-Eindruck“ der Gegebenheiten unter Wasser zu zeigen.
Fazit:
Wenn man mich fragt wie ich über den Zustand des Mittelmeeres denke, dann stimme ich zu dass die Fischbestände sehr leiden und das Meer misshandelt wird aber meine subjektive Meinung ist, das es sich dennoch um einen sehr lebendigen und zum größten Teil gesunden Lebensraum handelt – noch…
Angeln vom Ufer
Die Angelei vom Ufer hat sich in den letzten 30 Jahren in vielen Mittelmeerländern grundlegend geändert. Ein Großteil der Angler fischte bis Mitte der 90er Jahre fast ausschließlich mit Handleinen und Fang sowie Beschäftigung dienten fast immer der Verwertung in der Küche. Heutzutage unterscheidet sich das benutze Gerät nicht mehr von dem was wir auch kennen und catch & release wird bei ebenso vielen Anglern praktiziert.
Eine besondere Methode möchte ich hier noch einmal kurz vorstellen da sie zum einen mittlerweile besonders verbreitet ist und sie zum anderen gezielt größere Räuber anspricht. Es geht um das Fischen mit Lebendköder an Brandungsruten (Futterboote)mit der man auf Fische wie Zackenbarsche, Zahnbrassen und Bernsteinmakrelen angelt. Gerade im Mai/Juni, also in der Periode zu der Bernsteinmakrelen an die flacheren Küsten kommen um zu jagen, werden an manchen Stellen große AJ’s mit gewichten um 20, 30, und manchmal sogar 50kg gefangen! Nicht selten gehen dabei auch Blauflossenthunfische an den Haken, wobei selten mal einer gelandet wird… Hier ein erfolgreiches Beispiel „link“.
Anmerkung/Info: Das Angeln mit Futterbooten ist in GRE genau wie das Angeln mit Drohnen verboten. Ob dies Sinnvoll ist oder all denen einen Vorteil verschafft welche sich ein richtiges Boot leisten können lasse ich offen. Einen Unterschied im Ergebnis sehe ich jedenfalls nicht…
Speerfischen
Eine im Mittelmeer sehr verbreitete & sportliche Methode an sein Abendessen zu gelangen ist das Apnoe-Speerfischen. Es die wohl mit Abstand schonendste und selektivste Methode einen Fisch zu fangen - wenn sie richtig ausgeübt wird. Bei keiner anderen Fangmethode kann Größe, Art, Geschlecht, Zustand etc. im Vorfeld betrachtet und beurteilt werden wie beim Speerfischen. Es liegt wieso oft am Menschen selbst und der Art und Weise wie er etwas macht, nicht an der Methode an sich…
In der Vergangenheit wurden allerdings einige Arten wie zB verschiedene Vertreter der Zackenbarschfamilie von Speerfischern regional zu intensiv befischt und das auch ohne Mindestmaße, Laichzeiten etc zu beachten, mit dem Ergebnis das diese Fischarten teilweise völlig vom Bild der flachen, felsigen Küsten verschwanden. Viele Fische wurden erbeutet und ebenso viele lernten dazu und zogen sich in Tiefen jenseits der 20-30 m zurück. In den 90er Jahren waren diese Fische zum Teil eine Seltenheit in küstennahen Gewässern oberhalb der 20m Linie.
Heute haben sich die Bestände wieder gut erholt und dies trotz der Tatsache das Apnoe-Harpunierer heute tiefer denn je tauchen und jagen. Freunde von mir fischen bei > 40m , Scene-Größen bei >50m. In den letzten 20 Jahren konnten Vereine, Medien und einige bekannte Personen der Scene in Hinsicht auf die Jagtkultur und die Ethik große Erfolge verbuchen und einen Großteil der alten und jungen Jäger diesbezüglich sensibilisieren.
Bootsangelei
Es gibt unzählige kleine und mittlere Boote im Mittelmeer, ein Großteil davon wird von ihren Besitzern zum Angeln benutzt.
Live-bait-trolling
In den letzten 15 Jahren hat sich besonders eine Methode sehr weiterentwickelt mit der gezielt und sehr erfolgreich auf große Fische in Grundnähe gefischt wird. Hier wird eine Schleppmontage mit einem Blei an einem Sollbruch-Seitenarm mit einem Lebendköder bestückt (am beliebtesten sind Kalmare und Sepien, seltener Fische) und bei sehr langsamen Geschwindigkeit (ca. 0,5 sm/h) bodennah geschleppt. Berührt das Blei (300-600g) den Grund wird es durch Einkurbeln der Montage 1-2 Meter höher gebracht. Die Rute wird dabei in der Hand, seitlich der Reling gehalten um auf jeden Grundkontakt oder Biss möglichst schnell reagieren zu können. Bleibt nun das Blei trotzdem einmal in den unzähligen Felsen hängen, reist der Arm mit dem das Blei an der Hauptschnur befestigt ist, und der Köder bzw. der gefangene Fisch ist immer noch an der Rute.
Bedenkt man das die Berufsfischerei einige Fische nicht gezielt massenweise befischen kann, wurde diese Methode in Verbindung mit der neuesten Sonar- und GPS- Technik diesen Fischen zum Verhängnis, denn sie ist unfassbar effektiv und verbreitet, so dass sie meiner persönlichen Einschätzung nach gewisse Bestände regional massiv schädigt – besonders Brassen der Gattung Dentex und Pagrus. Hier eine kleine Linksammlung zu dieser Methode.
Schleppangeln mit Kunstködern
Wird immer gerne mal betrieben und gerade die ältere Generation tuckert oft gemächlich in Küstennähe auf der Suche nach Wolfsbarschen, Stöckermakrelen, Palamiden, kleinen Mahis etc. Und immer noch gerne mit der Handleine!
In Regionen wie zB um Chalkidiki oder den Kykladen ziehen im Spätsommer und Herbst Schwärme von Albacore Thunen in Nähe der Küsten entlang. Mit schnellen und etwas größeren Booten werden diese Fische idR 5-10 sm vor den Küsten befischt. Mittlere Multirollen und Ruten der 20-50lbs Klassen kommen zum Slepp-Einsatz mit Kunstködern. Die wenigsten pirschen sich mit Hilfe des Windes an den raubenden Schwarm heran und versuchen die Fische mit Poppern und anderen Wurfködern zu fangen. Schade, denn diese Angelei hat es in sich und verspricht unvergessliche Momente!
Tiefseeanglen mit Elektrorollen
Die Gier des Menschen in Verbindung mit der neuesten Sonar und GPS Technologie haben auch hier besonders die Bestände der Tiefsee-Rotbrasse (Dentex macrophthalmus) schrumpfen lassen. Und das im wahrsten Sinne: So gab es vor 15-20 wesentlich größere Bestände und die Fische waren auch bedeutend größer als heute.
Lohnt sich das Mittelmeer also als Angelziel?
Eine allgemeine Einschätzung für das gesamte Mittelmeer abzugeben ist sicherlich nicht möglich und wäre vermessen und falsch. Von Land zu Land, von Region zu Region, abhängig von der Jahreszeit den äußeren Bedingungen und der eigenen Erfahrung, kann man im Mittelmeer sicherlich einige schöne und große Fische fangen. Letzteres, also die Erfahrung ist das wichtigste Kriterium um die gewünschten Erfolge zu erzielen.
Es geht dabei weniger um eine „allgemeine“ Angel-Erfahrung als mehr um „Mittelmeererfahrung“. Fische, Klima, Jahreszeiten, Küsten etc. – alles ist anders als wir es von der Nord- und Ostsee, dem Atlantik oder unseren Seen und Flüssen kennen. Anders heißt aber nicht unbedingt schwieriger. Es hängt von uns ab wie schnell und flexibel wir uns an dieses „Anders“ anpassen können und als wie Schwierig wir es empfinden.
Angeln im Familienurlaub
Sicherlich ist das Mittelmeer nichts für all diejenigen welche im Sommerurlaub mal schnell zwischendurch, so mir-nichts-dir-nichts, in der Familien – Mittagspause das Abendessen oder noch viel besser, einen Trophäenfisch fangen wollen. Auf sein Glück sollte man sich jedenfalls dabei nicht am Mittelmeer verlassen! Dabei reicht es oft wenn man nur 2 St. seiner wertvollen Familienzeit Frühmorgens und/oder Spätabends für sein Hobby investiert. Frühmorgens schlafen die meisten Familienmittglieder sowieso noch, und spätabends tun sie das wahrscheinlich schon wieder. Eine leichte Spinnrute, ein paar Wobbler, Minnows und Gummifische und evtl. noch einige Meerforellenblinker – fertig ist das Urlaubsbesteck! An fast jedem Hafen lassen sich zu diesen Zeiten kleine und mittlere Fische fangen – größere Überraschungen sind aber nie auszuschließen!
Gezielter Angelurlaub am Mittelmeer
Das Mittelmeer ist weit davon entfernt ein richtiges Angelziel wie zB Norwegen zu sein, wo jährlich zig Tausende Angler hin pilgern um den Fisch ihres Lebens zu fangen. Dafür sind die Fische im Durschnitt zu klein und der Aufwand zu groß. Große Fische vom Ufer aus gefangen, sind im Mittelmeer ganz klar Ausnahmefische. Diese Tatsache ist aber genau das was den Reiz des Mittelmeeres ausmacht. Wenn‘s einfach wäre würde es ja jeder machen!
Für wen ist also ein reiner Angelurlaub am Mittelmeer?
Am Anfang steht natürlich eine gewisse Affinität zu dem einen oder anderen Land am Mittelmeer, den dort lebenden Menschen und der jeweiligen Kultur. Man sollte das Fremde und Unbekannte mögen, das Abendteuer lieben. Man muss sich klar sein das man wahrscheinlich beim ersten oder 2. Mal noch nicht die gewünschten Erfolge beim Angeln erlebt. Die Reise und die damit verbundenen Erlebnisse sowie ein hohes Maß an Erholungsfaktor sollten deswegen an 1. Stelle stehen. Man ist schließlich im Süden – hier soll ja angeblich alles etwas gemütlicher von statten gehen..!
Generell empfehle ich den Herbst als Jahreszeit für den ersten reinen Angelurlaub am Mittelmeer. Es ist Nachsaison, die meisten Geschäfte haben noch geöffnet und man kommt sich nicht ganz verloren vor. Außerdem ist der Herbst (Mitte-Ende September bis Mitte November) eines der besten Jahreszeiten für die allermeisten Fische. Es wäre zu überlegen evtl. irgendwo hinzufahren wo man schon einmal war, zB. im Sommer mit der Familie. Vorausgesetzt natürlich, es hat einem gut gefallen und man hat ein positives Gefühl was die Fischerei betrifft!
Ob nun der Fang eines großen Fisches, die Erholung, das Abendteuer oder die Reise an sich im Vordergrund, auf das Angeln sollte man sich trotzdem gut vorbereiten und sich im Vorfeld gut über die angestrebte Region informieren wenn man den einen oder anderen Fisch fangen möchte. Im Bereich „Location“ gehen wir näher darauf ein.
Diese Seite soll perspektivisch dazu dienen durch Tipps, Berichte und Blogs Erfahrungen zu verschiedenen Regionen am Mittelmeer zu sammeln und weiter zu geben. Ich hoffe dass sich neben einigen lokalen (Angel-) Spezialisten weitere Reise- und Angelbegeisterte angesprochen fühlen ihr erlebtes mit der restlichen Welt zu teilen. Informationen zu dem eigenen Bericht bzw. Blog bekommt Ihr hier.
Wer sich genauer über Daten und Fakten zu Mittelmeer informieren möchte, der findet unten 2 interessante wissenschaftliche Links
https://www.euronatur.org/fileadmin/migration/uploads/media/info_Mittelmeerfischerei__2004.pdf
https://www.ifishman.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Adaptfish/Studentische_Abschlussarbeiten/Bachelor/Thesis_Bachelor_Tillner.pdf
Misst man die Entfernungen im Mittelmeer von Küste zu Küste, kommt man auf über 1.000km in Nord-Süd Richtung und auf über 3.600km in Richtung Ost-West. Schaut man sich nun die Wetterbedingten Unterschiede im eigenen Land an (Zb Kiel - München), kann man sich leicht vorstellen das man weder das Wetter noch die klimatischen Bedingungen im Mittelmeerraum verallgemeinern kann. Gerade der Herbst und der Frühling können sich Regional deutlich unterscheiden. Ist es in der einen Region noch (Spät-) Herbst mit milden Temperaturen um 20°C kann in einer anderen Region schon der Winter eingebrochen sein. Dasselbe gilt für den Frühling! Die Jahreszeiten sind im Mittelmeer also Wetter- und Temperaturtechnisch nicht überall gleich und nur schwer miteinander zu vergleichen.
Letztendlich hat das Wetter und generell die äußeren klimatischen Bedingungen Einfluss auf die Wassertemperatur und schlussendlich ist es diese die den Fischen die einzelnen Jahreszeiten vorgibt.
WINTER & FRÜHJAHR
Ich werde mich in den nächsten Zeilen mehr über das Frühjahr als den Winter sprechen. Zum einen ist die Definition „Winter“ sehr subjektiv, gerade wenn man Südeuropa mit Nordeuropa vergleicht und zum anderen könnte man nach unseren Maßstäben höchstens die Zeit zwischen Dezember und Januar dort als Winter zu bezeichnen. Regen und sogar Schnee fallen häufiger, Flüsse schwellen an und färben die Küsten rund um die Mündungen Kaffeebraun. Es beginnt die Laichzeit der Wolfsbarsche und es ist die Zeit der großen Weibchen. Die Wetterbedingungen sind jetzt nur etwas für Zielstrebige, hartgesottene Angler welche den Wolf ihres Lebens fangen wollen. Bei Sturm und Regen, oft sogar nachts sieht man sie vereinzelt an den Hot Spots. Ich gestehe dass der Winter nicht unbedingt zu meiner Lieblingsjahreszeit gehört.
Je nach Mittelmeerregion und Jahr kann das Frühjahr oft bereits Anfang Februar beginnen und gehört (gemeinsam mit dem Spätherbst) zu meiner beliebtesten Jahreszeit. Die Natur erwacht allmählich aus ihrem kurzen Winterschlaf, die kleinen Dörfer welche im Sommer schon verschlafen wirken, sind seit dem Winter wie ausgestorben und die Stille wirkt manchmal verstörend aber dennoch heilsam.
Aufenthalte zu dieser Jahreszeit sind authentisch und die Erinnerungen eines Angelausfluges in dieser Zeit werden oft nicht nur durch einen großartigen Fang geprägt sondern durch die verschiedenen Erlebnisse vor Ort. Je nach Region stehen die Orangenbäume schon in voller Frucht und Pracht, Temperaturen bis 20°C sind möglich und während am Meer die Sonne scheint, stehen die Bergketten im Hintergrund noch im Schnee. Aber auch schlechtes Wetter, starke Winde und sogar Schneefall können uns begleiten. Es ist also alles möglich und macht das Ganze sehr spannend aber leider auch wenig planbar.
Man lernt jetzt das Land und die Leute intimer kennen und Selbstverständlichkeiten werden zu dieser Jahreszeit nicht allzu selten zu Ausnahmen. Eine geöffnete Tankstelle kann manchmal genauso zu Jubelschreien verleiten wie die nächste geöffnete Taverne wenn der Magen knurrt. Habe ich beides schon mehr als einmal erlebt..
Die Tage werden länger, das Wasser erwärmt sich und wie im April/Mai an der Heimischen Ostsee beginnt nun das Leben in die flachen Küstenabschnitte zurück zu kehren. Der Temperaturumbruch der Wassersäule fängt jetzt langsam an, aber die Thermokline spielt noch keine Rolle.
Die Fischerei gestaltet sich je nach Region und Wetterlage jedoch noch recht zäh und wenig abwechslungsreich. Hauptfisch beim Kunstköderangeln ist seit dem Winter der Wolfsbarsch. An sonnigen und windstillen Tagen an denen auf Wolfbarsch nichts geht, hat man je nach Region oft die Möglichkeit, Fische wie Palamiden, kleine Amberjacks oder sogar Dentex oder Zackenbarsche beim Schore Jigging zu fangen.
Zusammenfassung
Hauptfisch beim Uferfischen mit Kunstködern im Winter/Frühjahr ist der Wolfbarsch, gefolgt von kleineren Vertretern der Thunfischfamilie wie Palamiden und wenn man Glück hat von kleinen und mittleren AJ’s. Die Fischerei vom Ufer mit Kunstködern ist also relativ begrenzt und man ist sehr von den Wetterbedingungen abhängig. Beim Wolfsbarschangeln suchen wir die Fische eher an flachen Stränden bei entsprechenden Bedingungen. Spezies aus der Familie der Thun- und Makrelenartigen können wir mit etwas Glück an tiefen Häfen im Mittelwasser beim Jiggen finden.
SOMMER
- Frühsommer
Als Frühsommer im Mittelmeerraum bezeichne ich die Monate Mai & Juni. Die Wassertemperaturen erhöhen sich Tag für Tag und haben dennoch ordentlich Luft nach oben. Dies sind die Monate in denen das das Meeresleben in den flacheren Regionen explodiert, in denen sich das Angeln mit Kunstködern besonders lohnt. Dies sind die Monate wo alles möglich ist! Der letzte Vollmond im April bzw. der erste im Mai läuten die Stunde der Rückkehr ein – Rückkehr der Räuber aus der Tiefe. Es ist die Zeit der Zackenbarsche, Zahnbrassen und Bernsteinmakrelen - es die beste und effektivste Zeit für das Shore Jigging. Die Fische sind in Küstennähe unbeeinflusst von der sich gerade aufbauenden Sprungschicht / Thermokline und lassen sich den ganzen Tag ohne große Rücksicht auf die äußeren Bedingungen wie Tageszeit, Wellengang etc. befischen!
An Flussmündungen und im Flachwasserbereich der Ufer jagen immer mal wieder Wolfsbarsche und Anfang Mai beginnt die „Heimkehr“ der „Blues“ – Die Bluefish suchen in Gruppen flache Buchten und Flussmündungen auf und verbreiten Horror und Panik unter den Futterfischen.
- Hochsommer
Die meisten Leser werden wohl auf diese Seite gestoßen sein weil sie vorhaben ihren Sommerurlaub irgendwo im Mittelmeerraum mit der Familie zu verbringen und sich überlegen ob es sich lohnt eine Angel mitzunehmen. Nun, obwohl die äußeren Bedingungen nicht unbedingt ideal sind, kann man gerade zu dieser Jahreszeit das Angeln extrem effektiv gestalten. Dazu reicht es wenn man seine Angelei in die Stunden legt, in denen die restlichen Familienmitglieder noch bzw wieder schlafen.
Gerade im Hochsommer, also ab Juli bis Ende August kann man den Rest des Tages mit der Familie verbringen ohne das Gefühl zu haben man verpasst Angeltechnisch etwas. Kein Wunder bei Temperaturen zwischen 30 & 40 °C – je nachdem wo man sich am Mittelmeer befindet sogar manchmal mehr… Die Fische haben sich in Tiefere Regionen zurückgezogen und folgen der Sprungschicht / Thermokline.
Die kühleren Morgen und Abendstunden gehören also auch in diesem Jahresabschnitt zu den top Zeiten für die meisten Fische, lediglich Barrakudas, Wolfsbarsche und Stöckermakrelen gehören zu den Nachtschwärmern in Wurfweite.
Diese ersten beiden suchen wir am besten nachts an den Außenkanten von Hafenanlagen, wobei Wolfsbarsche nachts auch gerne im Hafenbecken herum streunen. Je tiefer das Wasser an der Außenkante umso besser stehen die Chance auf Barrakuda. Keine Angst vor großen Ködern! Die Fische nehmen am liebsten Ködergrößen ab 15 cm, meine allzeit Barrakuda-Köder sind um die 20-22 cm. Wir bevorzugen lange Minnows oder Stick- bzw Penzillbaits welche oberflächennah unregelmäßig mit einigen Twitches geführt werden sollten. Stahl ist hier als Vorfach Pflicht!
In der Dämmerung bis kurz nach Finster sind die Chance auf fast alle Mittelmeer Sportfische gegeben! Je nach Wassertiefe Jiggen, Guffieren oder Spinnen wir auf die Mittelmeer Räuber.
- Spätsommer
Während es bei uns im Norden im September bereits deutlich abgekühlt hat, ist es in vielen Regionen des Mittelmeeres noch schön warm und Sommerlich mit Temperaturen um 30 °C.
Und genau wegen dieser hohen Temperaturen gehört der September Fischtechnisch in vielen Regionen des Mittelmeeres auch nicht zu den Top Monaten. Es kann sich zwar schon lohnen die Spinnrute auszupacken, aber idR ist es noch zu warm und Fische wie Bluefish oder Mahis in Ufernähe sind noch recht klein und das Winterspeck-Anfressen der meisten Fische hat noch nicht begonnen. Immer noch gehören die kühlen Morgen und Abendstunden zu den Tageszeiten mit den besten Erfolgsaussichten. Die Fischerei gestaltet sich noch ähnlich wie im August (s. o.)
HERBST
Der Oktober dagegen hat es in sich! In vielen südlichen und östlichen Regionen des Mittelmeeres ist es der letzte wärmere Monat des Jahres – und die Fische wissen das! Pelagische Fische wie Bernsteinmakrelen, Mahis, Bluefish und Barrakudas – vor dem herannahenden Winter lassen sich nochmal fast alle Vertreter der heimischen Sportfische in Ufernähe blicken um sich Fettreserven anzufressen. Es sind oft die größeren Exemplare, die Fische welche im Juni zuvor in die tieferen Regionen weiter draußen gezogen sind und für uns Uferangler selten erreichbar waren. Nun kommen sie unter Land und verbreiten Panik unter den Futterfischen.
Neben dem Spinnfischen ist auch das Shore Jiggen jetzt besonders erfolgreich und sowohl der Oktober als auch der November gehören zu den Top Monaten überhaupt.
Urlauber in den Herbstferien kann ich nur die Mitnahme einer mittelschweren Spinnrute empfehlen!
Location im Vorfeld einer Reise – Tipps, Tricks und Tools
Vor jedem Trip steht die Location im Vordergrund, gerade wenn wir vorhaben unbekannte Länder oder Regionen zu beangeln und die Zeit unseres Aufenthaltes begrenzt ist. Dank der heutzutage fast unbegrenzten Möglichkeiten die uns im www geboten werden, gestaltet sich dieses Unterfangen als abwechslungsreiche und kurzweilige Detektivarbeit, die allerdings oft mehrere Wochen dauern kann.
Bei meinen Trips steht idR der Wolfsbarsch als Zielfisch fest. Da ich gerne nach Griechenland reise und kein großer Fan vom nassen Nordeuropäischem Winter bin, lege ich meine Trips gerne im Januar/Februar oder Oktober/November dorthin. Beide Jahreszeiten sind gut für die Angelei auf Wolfsbarsch dort. Flussmündungen sind bei dieser Angelei immer ein Hotspot und entsprechend wird auf der Karte gesucht. Nach einer gewissen Eingrenzung aufgrund definierter Kriterien (Entfernung zu Flugplatz, Unterkunft etc.), werden die verbliebenen Orte gründlich gecheckt.
Werkzeuge und Hilfen die ich für meine Planungen gerne benutze sind folgende:
Google Earth & Maps
Unbezahlbar! Über Earth können wir von zu Hause aus, vermeintliche Hotspots finden und erkunden (Sandbänke, Riffe, Flussmündungen, Fischzuchten etc.) Oftmals kann man sogar einen virtuellen Spaziergang durch den zukünftigen Urlaubsort machen. War übrigens bei meiner letzten Planung sehr hilfreich, denn durch die Funktion stellte sich im Vorfeld heraus, dass die gesamte Flussmündung nicht vom Ufer aus beangelbar war, da ein 10m breiter Schilfgürtel Ufer und Fluss über mehrere Kilometer trennten…
Haben wir einen Ort gefunden, können wir mit Google maps Entfernungen und vor Ort benötigte Zeiten für Platzwechsel besser einschätzen und planen. Später navigiert uns Google maps auch an die entlegensten Orte - vorausgesetzt es führt ein Weg dorthin.
Trip in View
Auch sehr cool! Videos und Fotos von einem Großteil der Mittelmeerküsten aus der Vogelperpektive! Gerade bei Trips zum Shore Jigging welches tiefes Wasser erfordert, sind wir oft mit Steilufern konfrontiert. Um nicht tausende Kilometer gereist zu sein und dann vor fast unbegehbaren und lebensgefährlichen Berghängen zu stehen ist „Trip in View“ in Verbindung mit weiteren Tools wirklich hilfreich um uns einigermaßen ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen zu können.
Navionics
Nicht nur eine App fürs Bootsangeln! Auf der Suche nach tiefen Bereichen und schnell wechselnden Tiefenabschnitten in Ufernähe, benutze ich die App besonders gern und häufig. Gerade für das Shore Jigging ist diese App ihr Geld wert!
YouTube
Einen meiner wertvollsten Spots habe ich über YT entdecken können! Meine Vorgehensweise ist sehr einfach: In der Suche den Ort oder die Region eingeben und als zweites Wort ein „Filterwort“ wie z. B. den Zielfisch eingeben. Dies mache ich idR 3x – auf DE, EN und in der Landessprache. Besonders gerne lese ich auch die Kommentare, wenn es die Sprache zulässt - da stehen oft mehr nützliche Infos als man glaubt! Auch kann man YT User kontaktieren. Man sollte sich zwar nicht zu viel versprechen, aber einen Versuch ist es allemal wert! Hierbei empfiehlt es sich sehr die Umgangsformen zu wahren und keine indiskreten Fragen zu stellen. Trotzdem: Tipps aus unbekannten Quellen sollte man generell filtern und auf den Prüfstand stellen!
Für weitere Informationen zu der Region und den Fischen, schaue ich mir außerdem gerne YT-Videos vom Speerfischen an. Die Vorgehensweise ist dieselbe wie anfangs erwähnt, nur das man hierbei oft noch mehr Details zu den Zielfischen in Kombination zu den Regionen erhält. Das liegt daran, dass das Speerfischen sehr selektiv und Zielfisch orientiert ist.
Foren
Ich bevorzuge Foren in der Landessprache und benutze auch hier im Vorfeld die Suchfunktion bevor ich mit Fragen loslege. Wahrheit währt am längsten und es hat sich herausgestellt das es keinen Sinn macht „hintenrum“ zu fragen. Viele User sprechen wesentlich entspannter über Ihre Reviere, wenn sie sicher sind das die Informationen nicht an einen lokalen „Platzrivalen“ gehen. Stellt man höflich die richtigen Fragen, bekommt man idR auch ein paar nützliche Infos oder sogar Angebote zum gemeinsamen Fischen.
Tide Times & Mondphasen
Je nach Region und Zielfisch informiere ich mich gerne mit den beiden Apps über die Gezeiten und die Mondphasen. Wenn ich zB. zum WoBa Angeln nach GRE im Winter fahre, sehe ich zu das mein Trip entweder auf eine Neu- oder Vollmondphase fällt, denn diese Phasen beeinflussen auch den Tidenhub bzw die Strömungen signifikant. Außerdem sind Vollmondphasen im Herbst und Winter nicht die schlechtesten bei der Jagd nach Wolfsbarschen!
Fazit:
Erfolg oder Misserfolg unseres Unterfangens stehen in direktem Zusammenhang zu unserer Vorbereitung und der Location im Vorfeld. Abgesehen vom Spaß einen Trip in dieser Form vorzubereiten und zu organisieren, stellt sich die Vorfreude auf den Trip lange vor dem eigentlichen Abreise-Termin ein. Außerdem ist es schon ein geiles Gefühl, wenn man die Früchte seiner Arbeit in Form von einem gefangenen Zielfisch ernten kann!
So wichtig die Vorab-Location auch ist, sie kann nicht die Vor-Ort-Location ersetzen. Vor Ort werden die vorab gesammelten Informationen geprüft, abgeglichen und ergänzt. Wichtige Infos lassen wir uns am besten von den Locals (Fischer, Anger & Ladenbesitzer) bestätigen und haben stets ein offenes Ohr für neue Erkenntnisse bzw. „hören zwischen den Zeilen“.
Hafenrundgang & „Fischer-Schnack“
Fast jeder Ort am Mittelmeer hat einen Hafen oder eine Marina. Mein erster Gang vor Ort ist immer zum Hafen, am besten morgens oder abends mit der Polbrille. Hier kann man ggfs. die Fische beobachten (Diskretion vorausgesetzt) und Berufsfischern beim Entladen ihres Fanges zusehen. 95% der Fischerei im Mittelmeer ist Küstennahe Fischerei, insofern sind die Fänge auch für uns sehr interessant und können Aufschluss über Flora und Fauna der Region geben. Zugegeben, ein ausgedehnter Plausch mit den einheimischen Fischern wird den meisten Lesern wohl aufgrund sprachlicher Barrieren auf beiden Seiten verwehrt bleiben – aber man weiß ja nie. Ich habe schon einige Fischer getroffen die früher in DE gelebt haben oder aber etwas EN sprechen können. Ein Versuch unsererseits den freundlichen Kontakt zu suchen kann jedenfalls nicht schaden – die Fischer haben oft viel Interessantes zu erzählen!
Tackle-Dealer
Möchte man sich über regionale Fänge und lokale Gegebenheiten informieren, so ist ein Besuch beim lokalen Tackle-Dealer Gold wert! Sie wissen alles: Wer-wo-welche Fische gefangen hat und vor allem mit welchem Köder! Wie immer im Leben muss man die Informationen etwas filtern, aber dann hat man idR wertvolle Tips erhalten! Übrigens: Der Kauf von 2-3 Kleinigkeiten löst erfahrungsgemäß die Zunge des Betreibers ähnlich wie Alkohol und wirkt Wunder!
Einheimische Angler
Der Plausch mit den einheimischen Anglern fällt idR leichter –viele der jüngeren Petrijünger sprechen etwas Englisch oder sogar Deutsch. Hier haben ausländische Touristen sogar Vorteile – der Fischneid ist nicht ganz so ausgeprägt und die einheimischen Angler geben frohmutig viele freundliche Tips und Informationen die sie einem anderen Einheimischen oft nicht geben würden.
Schnorchel-Tour
Schnorcheln ist eine Methode der Location die zwar immer wieder in einschlägigen Foren propagiert wird, die ich allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen für effektiv halte.
Warum:
Die Fische im MM sind ziemlich scheu. Das bedeutet dass jemand ohne Erfahrung und Training selten bis gar nicht den Zielfischen in annehmbarer Größe begegnen wird. Demnach sind die Schlüsse die ein unerfahrener Angler (Unerfahren im Hinblick auf das Mittelmeer, die Spots und die dort lebenden Fische) aufgrund eines UW Spazierganges zieht, oft falsch und führen zu den falschen Entscheidungen um eine erfolgreiche Taktik auszurichten.
Beispiel:
Wir Schnorcheln an einem warmen, windstillen und sonnigen Sommertag vormittags oder nachmittags entlang der Küste unseres Urlaubsortes. Die Wahrscheinlichkeit einem brauchbaren Fisch hier zu begegnen ist alleine schon durch unser Dasein verschwindend gering (Fische sind scheu, große Fische noch viel mehr) von der Tages- und Jahreszeit und den äußeren Bedingungen ganz zu schweigen! Nachdem man nun 20-30 min ohne einen Fisch zu sehen der größer als 20cm ist durch die Unterwasserwelt geschnorchelt ist, ist man wahrscheinlich so deprimiert dass man die Angel für die nächsten 2 Wochen im Schrank stehen lässt… Man übersieht dass es wahrscheinlich spät abends oder Nachts, oder aber bei Wind und Welle an derselben Stelle ganz anders aussehen kann!
Zugegebenermaßen, ein Rundgang unter Wasser kann nicht schaden, man sollte sich allerdings auch nicht zu viel davon versprechen. Insofern sollte die Aktion eher als angenehme Aktivität eingeplant werden, denn als Teil einer weiterführenden Erkenntnis.
Spotting
Meine Reisen sind idR durch viele Platzwechsel geprägt. Verschiedene Spots & Orte, das Wetter, die Strömungen und die Gezeiten haben teilweise lange Autofahrten zur Folge. Nicht selten fahre ich Gesamtstrecken von 200km und mehr an einem Tag. Allerdings empfinde ich Autofahren auch nicht als Belastung, sondern genieße es Neues zu entdecken. 100km in Südeuropa entsprechen oft 2h Autofahrt, manchmal sogar mehr. Während solcher Fahrten habe ich in den vergangenen Jahren oft interessante neue Spots gefunden an denen auch mal ein Fisch hängen geblieben ist. Das Tackle im Auto ist ja stets griffbereit…
Zugegeben, auf den ersten Blick erscheinen lange Autofahren bzw. ausgedehnte Platzwechsel nicht besonders effektiv für unser Vorhaben einen dicken Fisch an die Angel zu bekommen. Mit zunehmender Erfahrung werden solche Touren allerdings immer effektiver, denn man hat gelernt das „Wasser zu lesen“, man kennt die Fische und deren Gewohnheiten und unternimmt diese Touren in den vermeintlich Beißarmen Zeiten seines Standortes. Viele neue und interessante Orte konnte ich so entdecken und viele kleine Abenteuer und Überraschungen erleben! Es versteht sich von Selbst dass man die Touren und die Ziele im Voraus plant und nicht ziellos durch die Pampa fährt… Location im Vorfeld macht sich bezahlt!
Ich erinnere mich an den Februar 2018, wo wir in Richtung einer Flussmündung unterwegs waren. Fahrzeit von unserem eigentlichen Standort waren ca. 1 ½ h. Wir befanden uns ca. 30 km im Landesinneren und fuhren gerade über eine winzige Brücke welche über eine 30qm großen „Pfütze“ führte als ich im Augenwinkel raubende Fische sehen konnte. Natürlich hielten wir sofort an und schauten uns um. Wie sich wenig später herausstellte war dies einer der vielen kürzlich trockengelaufenen kleinen Arme eines Flusses welcher 30 km weiter im Meer mündete. Dort hatten sich in den Wochen zuvor tausende Meeräschen eingefunden und konnten nun bei niedrigem Wasserstand und trockengelaufener Bachläufe nicht wirklich zurück. Diesen Schwärmen folgten auch einige Wolfsbarsche, welche nun ebenfalls eingeschlossen waren, im Gegensatz zu den Meeräschen sich aber im Schlaraffenland befanden… Es ist wahnsinnig schwer Fische zu fangen, welche solchen natürlichen Futtermassen ausgesetzt sind. Letztendlich hat aber jeder von uns beiden seinen Fisch gefangen.
Ist man noch so zielorientiert und fokussiert auf seine Angelei, eins sollte man nicht vergessen: Das Hier und Jetzt zu genießen. Ich bin am Meer aufgewachsen und es gibt wenig was mir ähnliche Freude und Entspannung bereitet wie das bloße Betrachten des Meeres und der Küstenlandschaft. Ein kleiner Stopp am Wasser um einen Kaffee zu trinken oder schnell einen Snack zu sich nehmen kann oft eine tiefgreifende Erkenntnis mit sich bringen - wenn man aufs Wasser schaut!!
Thermokline/Sprungschicht - Was bedeutet das?
Wenn im Frühjahr das erste Sonnenlicht ins Meer fällt, wird die Wärme von den oberen Wasserschichten stärker absorbiert, wodurch sich ihre Temperatur erhöht und gleichzeitig ihre Dichte verringert wird.
Die erzeugten Schichten vermischen sich aufgrund der unterschiedlichen Dichten nicht mehr bzw. sehr schwer. Wichtig in diesem Zusammenhang: die Temperatur nimmt nicht mit der Tiefe gleichmäßig ab und es entsteht ein Bereich mit starker Temperaturänderung. Dieser Bereich wird als Thermokline bezeichnet.
Die Thermokline bildet sich also im Frühjahr in den oberen Wasserschichten und breitet sich im Laufe des Sommers mit zunehmenden atmosphärischen Temperaturen, in immer tiefere Bereiche aus.
Am Höhepunkt (bzw. Tiefpunkt) der Thermokline angekommen, also im Sommer bis Herbst, wenn sie Schichten in 20 und mehr Metern einnimmt, verlassen sogar überzeugte Bodenbewohner wie Zackenbarsche ihre schützenden Felshöhlen und rauben zum Teil im Mittelwasser.
Im Spätherbst, bedingt durch die niedrigere Sonneneinstrahlung, verlieren die oberen Wasserschichten nun allmählich an Temperatur, ihre Dichte steigt. Die Thermokline bewegt sich nun wieder in Richtung Oberfläche und verlässt kontinuierlich die tieferen Bereiche.
Im Winter schließlich, auf Grund der niedrigeren atmosphärischen Temperaturen, der fehlenden Sonneneinstrahlung und bedingt durch Strömungen, wird die Thermokline aufgelöst. Das wird Wasser durchgemischt und die Temperatur in fast allen Tiefen ausgeglichen. Selbst an sehr warmen Wintertagen erlauben die Bedingungen und insbesondere der niedrige Luftdruck keine neue Schichtung des Wassers, dh. die Übertragung von Wärme zur Erzeugung einer neuen Thermokline ist dann nicht möglich.
Thermokline als Hot Spot
Während des Sommers und des Herbstes ist die Thermokline also für viele Fische ein Zufluchtsort vor hohen Oberflächentemperaturen. Ein weiterer Grund für viele Fische diese Temperaturgrenzen aufzusuchen ist, weil sich im Bereich der Thermokline, aufgrund der geringen spezifischen Dichte wie in einer Falle, Phyto- und Zooplankton eingeschlossen befindet. Dort fängt also die Nahrungskette an. Und da wo viele kleine Fische zum Fressen kommen, sind die größeren Fische nicht weit entfernt.
Als Angler interessieren wir uns also mehr für die Untergrenze der Thermokline.
Die Reichweite der Thermokline und die Temperaturänderung hängen von der Jahreszeit, dem Tag, der Uhrzeit und natürlich von dem Ort ab. Aber auch Flusseinläufe mit kaltem Wasser, ein plötzliches Gewitter, starke Regenfälle, ein plötzlicher Wintereinbruch usw. können das Thermalbett eines Gebiets zerstören. Strömungen und Gezeiten haben ebenfalls starken Einfluss auf die Thermokline einer Region.
Thermokline beim Uferangeln?
Nun, Informationen zu besitzen ist idR besser als welche zu benötigen. Wenn man also die Möglichkeit hat an diese Infos zu gelangen (ein Boots- oder ein gutes Uferecholot zeigt bei entsprechender Sensibilitätseinstellung eine Thermokline oft deutlich an) sollte man sich auf diese Bereich konzentrieren. Grade im Sommer und Herbst ist eine bestimmte Angeltiefe bei vielen Fischen immens wichtig – AJ’s & Dentex als Beispiel, reagieren sehr sensibel zu diesen Jahreszeiten auf zu warme Wasserschichten und halten sich sehr oft beharrlich in den kälteren Wasserschichten darunter auf. Hat man diese Informationen nicht zur Hand, empfiehlt es sich zu dieser Jahreszeit die tiefst möglichen Bereiche aufzusuchen und sich dort durch die Wasserschichten zu angeln (Shore-Jigging)
Fischen in der Thermokline
Es ist einfacher die Sportfische zu benennen denen warme Wasserschichten nichts bzw. nicht viel ausmachen:
Nicht betroffen
- Wolfsbarsche
- Bluefisch
- Licha Amia
Häufiger betroffen
- Barrakudas
- Palamiden
- Zackenbarsche
In der Regel betroffen
- Bernsteinmakrelen/AJ’s
- Zahnbrassen/Dentex
- Goldener und weißer Zackenbarsch
Dos & Don´ts für die schnelle Nummer
Für viele stellt der Urlaub am Mittelmeer eine willkommene Gelegenheit dar, sich ihrem Hobby zu widmen. Angesichts der oftmals neuen Umgebung und der unbekannten Möglichkeiten und Fischarten vor Ort, tun sich viele Urlauber sehr schwer die richtigen Techniken & Methoden anzuwenden. Auch richtige bzw logische Entscheidungen, Gegebenheiten, Angelzeiten und die Spots betreffend fallen oftmals schwer. Dabei ist vieles einfacher als gedacht und vor allem ähnlich wie am heimischen Weiher oder der Ostsee.
Für alle die keine Zeit oder Lust haben sich die vielen Seiten hier zu einzelnen Fischen und Methoden im Mittelmeer durchzulesen, haben wir eine Liste mit den wichtigsten Dos & Don´ts für das Urlaubsfischen am Mittelmeer zusammengestellt. Eins sollte dabei klar sein: Die Liste ist allgemein gehalten und kann aufgrund dessen nicht jede Situation abdecken. Aber sie ist eine gute Hilfe für all die die ihre Angelzeit im Urlaub möglichst erfolgreich und vor allem effektiv gestalten möchten
Dos
- Möglichst früh & spät angeln – Stichwort blaue Stunde
- Auf Barrakuda, Wolfsbarsch, Stöcker & Co macht das Spinnfischen auch Nachts Sinn
- Unsere Köder sollten der natürlichen Nahrung möglichst ähneln – Farbe und Größe
- Eine gute Brandung ist immer vielversprechend
- Hafen-Außenkanten mit tiefem Wasser aufsuchen
- Stränden mit Bacheinläufen ist besonderes Augenmerk zu schenken
- Flussmündungen sind idR immer gut für Wolfsbarsch & Bluefish
- Gerade im Sommer fängt man seine Wolfsbarsche auch weiter oben im Flusslauf
- Das Gerät (besonders die Schnur) sollte so leicht wie möglich sein und nur so „grob“ wie nötig
- Eine mittelschwere Spinnrute um 270 und eine UL Rute bis 10g sind als Urlaubsbesteck für das Uferangeln in 95% der Fälle ausreichend
- Holt euch möglichst viele Infos zur Region: Locals & Tackledealer
Don'ts
- Gerade im Hochsommer an sonnigen Tagen macht das Angeln von 09:00 – 19:00 oftmals wenig bis keinen Sinn
- Windstille und Ententeich sind selten erfolgversprechend
- Hafenbecken sind bequem zu Beangeln. Und gerade deswegen gestaltet sich der Fang hier als besonders tricky
- Wenn ihr nicht gezielt ans Mittemeer fahrt um einen Thun, AJ oder Zackenbarsch zu fangen, lasst das Norwegen- und Wallergeschirr zu Hause
Wenn ihr die og Tipps beachtet, und etwas geübt im Kunstköderfischen seid, Zuhause Barsch, Zander und Co. nachstellt und evtl. sogar an der Ostseeküste ab und an auf Meerforelle angelt, sollten sich die Chancen auf einen schönen Urlaubsfisch vervielfachen.