Strände

…werden häufig unterschätzt!

An Häfen und Steilufern hat man schon alleine aufgrund der Perspektive - man guckt ja von oben nach unten und kann gut ins Wasser schauen - visuelle Vorteile. Bei den Steilufern mit mehr als 15m Tiefe hat man zusätzlich auch eine rel. genaue Tiefendarstellung und Anhaltspunkte zur Bodenstruktur in den Seekarten. Und wenn das alles nicht hilft gibt es ja noch die Locals, die kennen idR diese Spots in der Region.

Ganz anders verhält es sich mit Stränden. Aufgrund des flachen Blickwinkels auf das Wasser wird man trotz Polbrille idR nicht einschätzen können wie tief es etwas weiter draußen ist, bzw. welche Bodenbeschaffung dort vorherrscht.  Eines der wenigen brauchbaren Instrumente um hier etwas über die Tiefe und die Beschaffenheit des Meeresgrundes zu erfahren bzw. weitere Informationen zu dem Gebiet zu erfahren, ist das Schnorcheln.  
Es gibt hier nicht so viele Alternativen um an Stränden Hot Spots zu finden und an weitere Informationen zu dem Bereich zu kommen. Mit Ausnahme des Winters, reicht uns idR auch nur eine Taucherbrille. Witzigerweise sind Fische an belebten Stränden im Hochsommer alles andere als scheu. Sie haben sich an die Menschenmassen gewöhnt denn sie wissen dass sie hier in Ruhe gelassen werden - wer fischt denn auch zwischen ein paar 100 Badegästen?
Neben den bereits oft angesprochenen Süßwassereinläufen, sollte Folgendes in Wurfweite der Strände unser Interesse wecken:

Abbruchkanten

Es kommt vor das an einigen Stränden etwas weiter draußen nach einer Phase ebenen Grundes eine Abbruchkante folgt. Die ist ähnlich zu betrachten wie die sog. 2. Sandbank an der Ostsee über die beim Meerforellen- und Brandungsangeln auch oft versucht wird zu werfen.  Man darf sich jetzt keine Kante vorstellen an der es 10m tiefer ist. Oftmals sind es nur 1-2 Meter, manchmal mehr.  An diesen Kanten wird oft und gern entlang patrouilliert. Gerade Wolfsbarsche lieben solche Kanten wobei ihre Angriffstaktik völlig unterschiedlich sein kann: Manchmal patrouillieren sie oberhalb der Kante und stoßen zum Angriff nach unten auf ihre ahnungslosen Opfer und genauso oft bewegen sie sich unterhalb der Kante entlang um aus der Deckung heraus nach oben hin ihre Raubzüge zu starten.

Fels- und Steinformationen auf den Sandflächen

Oftmals gehen diese Abschnitte mit den oben erwähnten Abbruchkanten einher und befinden sich ebenfalls etwas weiter draußen. Je nach Beschaffenheit und Struktur können solche Bereiche ebenfalls sehr interessant für unser Vorhaben einen großen Räuber zu überlisten, sein. Die Felsen und Steinformationen auf großflächigen Sandabschnitten wirken oft wie Oasen in der Wüste. Für die einen sind es Zufluchtsorte die als Festung dienen und für die anderen sind diese Gebiete Schnellrestaurants!    

Neptungras/Seegraswiesen

Mit Abstand gehören Seegraswiesen (sog. Poseidon- oder Neptungras) zu den angeltechnisch interessantesten Merkmalen eines (Sand-) Strandes der sonst keine weiteren Auffälligkeiten wie  Felsen und Steine, Süßwassereinlauf etc. aufweist. Diese Wiesen sind für die Küsten extrem wertvoll. Sie dienen unzähligen Meerestieren wie Fischen, Garnelen, Schnecken etc. als Schutzzone und Kindergarten und sie sind schützen auch die Küsten vor dem Abtragen der Strände.  

Durch die Struktur der Wiesen bleiben dort große Mengen Schwebteilchen also Futter hängen, was ebenfalls dazu beiträgt das sich dort unzählige Kleinorganismen aufhalten. Einige Standorttreue Fische wie Wolfsbarsche haben dort richtige „Pfade“ eingerichtet, an den sie mehrmals am Tage entlang patrouillieren und aus der Deckung des hohen Seegrases heraus Jagen. Ebenso finden sich  dort Sepien im Frühjahr/Sommer und Kalmare im Winter ein.  

Neben Futterfisch-Schwärmen wie Meeräschen, Ährenfische & Hornhechte welche dort nur zu Gast sind, sind diese Wiesen die Heimat von vielen kleinen und mittleren Brassenarten und bieten ihnen Schutz bis sie älter und größer sind um in andere Regionen auszuziehen.

Wenn man sich so einen Strand von Land aus anschaut ahnt man in der Regel nicht was sich unter der Wasseroberfläche verbergen kann. Bedenkt man aber was sich an einem idealen Strand alles Unterwasser abspielt, kann man sich leicht ausmalen dass auch Räuber solche Abschnitte  öfters besuchen und diese Stellen für uns besonders interessant sein können!
Aufgrund der geringen Tiefen sind Satellitenbilder (Auffinden der Seegraswiesen als ausgedehnte schwarze Flächen auf dem hellen Sanduntergrund) und Schnorchelausrüstung (entsprechende Wassertemperaturen vorausgesetzt) eine große Hilfe bei der näheren Betrachtung dieser unscheinbaren Lebensräume.
Am richtigen Strand bei Brandung und bewölktem Wetter und in den frühen Morgen- und späten Abendstunden kann man das ganze Jahr über die ein oder andere Überraschung erleben!

Neben Wolfsbarschen, Bluefish und manchmal auch Barrakudas werden ähnliche flache Strandabschnitte im Sommer auch gerne von Leerfischen besucht. Die etwas größeren Leerfische können sogar zu groß für eine leichte bis mittlere Angel-ausrüstung sein!