Steckbrief Amberjack, kurz AJ für Amberjack – lat. Seriola Dumerili
Bernsteinmakrelen gehören zu den Stachelmakrelen und sind in fast allen wärmeren (>18°C) Weltmeeren zu Hause. Der wissenschaftliche Name „Seriola“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt wohl so viel wie Töpferware (Seria) mit der Endung „ola“ als Verniedlichungsform. Führt man sich die Form der Fische vor Augen und schaut sich die gängigen Töpferwaren der Antike an, ist mit „Töpferware“ wohl die Amphore gemeint. Naheliegend, denn der Muskulöse Torpedoförmige Körper der Fische erinnert wirklich an Form einer antiken Amphore! Heute würde man Torpedoförmig sagen, allerdings waren Torpedos bei der Namensgebung noch relativ unbekannt…
Die Brut der Bernsteinmakrele kann man oft beim Schnorcheln zwischen den Nesselfäden von Quallen, und ganz besonders oft zwischen den „Tentakeln“ der Spiegeleiqualle „Cotylorhiza tuberculata“ beobachten. Unter dem Schutz ihrer Nesselfäden reisen sie gemeinsam mit den Quallen durch die Meere, bis sie eine gewisse Größe erreicht haben und weniger Schutz benötigen.
AJ’s gehören nach den Thun- und Schwertfischen zu den größten Sportfischen des Mittelmeeres die sich gezielt mit Rute und Rolle fangen lassen. Sie werden bis fast 2 Meter groß und erreichen dabei Gewichte über 100kg. Fische dieser Größe sind mittlerweile sehr selten und schon Bernsteinmakrelen ab 30kg gelten als Kapital.
Bernsteinmakrelen leben und jagen in der gesamten Wassersäule, und das in Tiefen von bis zu 300 Metern. Obwohl sie sich eher im ersten Drittel der Wassersäule bewegen, so jagen AJ’s meist grundnah und versuchen nur selten ihre Opfer an der Wasseroberfläche zu überraschen. Das ist eines der Hauptgründe warum große Fische nur sehr selten mit der Spinnrute gefangen werden, denn die meisten Spinnköder die auf AJ’s in Frage kommen neigen bei schnellem Einholen eher in Richtung Wasseroberfläche.
Anders als kleine Bernsteinmakrelen, also Fische bis ca. 5 kg, orientieren sich mittlere und große Fische stark an der Thermokline, und wird das Wasser im Sommer an den Küsten zu warm, ziehen sich diese großen Fische in die offene See zurück und Bootsfischer finden sie dort an markanten Unterwasserkanten und Riffen in Tiefen ab 30/40 Metern, also in Tiefen wo auch die Grenzschichten der Thermokline zu dieser Jahreszeit zu finden sind. Ähnlich ist es im Winter, wo die Fische auf der Suche nach konstanten Temperaturen und Ruheplätzen tiefe Bereiche aufsuchen, oft jenseits der 100mtr.
Sie bevorzugen im Allgemeinen die offene See und wie die meisten anderen pelagischen Räuber, sind sie als Jungfische sehr gesellig und bilden große Schwärme. Allerdings, und das ist leider ihre Achillesferse, können Schwärme mit größeren Fischen um 15-30kg oft immer noch viele Duzend Individuen umfassen. Das machen sich natürlich die Berufsfischer zu Nutze, denn solche Schwärme sind leicht mit modernen Echoloten zu orten und werden dann mit Schleppnetzen und ganz besonders mit Ringwadennetzen dezimiert. Ein Jammer wenn man bedenkt dass diese Massenfänge oft nur innerhalb 2-3 Wochen im Frühjahr stattfinden und dass spätestens ab der 2. Woche der Preis für die Fische, bedingt durch das sehr große Angebot und der gleichzeitig geringen Nachfrage so reguliert wurde, das Tonnenweise Fische verramscht werden und die Einnahmen der Fischer aus einem guten Hol, oft noch nicht einmal mehr die Kosten decken. Eigentlich sollte man ja meinen das Berufsfischer an der Erhaltung der Bestände interessiert wären…
Wohl auch bedingt durch ihre Größe, sind AJ’s furchtlose und sehr neugierige Fische. Schon als halbstarke sind sie sich ihrer (späteren) herrschenden Rolle im Meer bewusst und treten ebenso selbstbewusst auf! Diese Sicherheit bei mittleren Fischen verwächst sich mit zunehmender Größe bis hin zu einer gewissen Arroganz, die jedem und allem innerhalb ihres Revieres zuteilwird. Dieses Verhalten wird ihnen oft beim Speerfischen zum Verhängnis, wenn sie einen auf dem Meeresgrund lauernden Speerfischer entdecken und provokativ anschwimmen um ihre Herrschaft zu demonstrieren.
Meeräschen, Hornhechte, Bandbrassen und kleine Barrakudas gehören im Frühjahr zu den beliebten Futterfischen der AJ‘s in Küstennähe. Auf offener See gehören eher Fische wie Makrelen, Finten, Gelbstriemenbrassen - um nur einige zu nennen – auf ihren Speiseplan! Neben Futterfischen lieben Bernsteinmakrelen aber auch Weichtiere wie Oktopusse, Kalmare und Sepien. Das Fressverhalten großer Fische kennzeichnet ihre Vorliebe für große Happen, und sie bevorzugen Futter welches ihren eigenen Körpermaßen angepasst und nicht zu klein ist - kein Wunder, wenn man das geöffnete Maul eines 20-30kg Fisches schon mal live gesehen hat. Einen kleinen oder gar mittleren Fisch darin wieder zu finden ist zumindest sprichwörtlich nicht ganz einfach. Dies ist ein weiterer Grund warum große Fische eher selten auf vom Ufer geführte Köder gefangen werden, da diese für die Fische meistens zu klein sind.
Frühjahr (Mai/Juni)
In Griechenland ist der gängige Name der Bernsteinmakrele „Magiatiko“, was so viel wie „Maifisch“ bedeutet und durch die saisonale Ankunft der Fische an den Küsten hergeleitet werden kann. Das ionische und das kretische Meer sowie die südliche Ägäis sind im Frühjahr top Reviere für große Fische. Zu dieser Jahreszeit, im Gegensatz zu vielen anderen Arten, kommen bei den AJ’s die erwachsenen Individuen mit Beginn der warmen Jahreszeit als erstes unter Land um sich hier an Meeräschen, kleinen Barrakudas und Hornhechten satt zu fressen welche sich bereits an den Küsten eingefunden haben. Die Schwärme der kleineren Bernsteinmakrelen folgen etwas später ab Juni/Juli. Entgegen der Regel vieler anderer Freiwasserräuber, sind große Fische bei den Bernsteinmakrelen nicht unbedingt immer Einzelgänger und so sind kleine Verbände mit 3 oder 4 großen Fischen gerade in dieser Jahreszeit, keine Seltenheit.
Sommer (Juli, August)
Die großen AJ’s haben sich wieder in tiefere Regionen begeben und kommen nur sehr sporadisch unter Land. Schuld daran sind u.a. die hohen Wassertemperaturen in Verbindung mit dem niedrigeren Sauerstoffgehalt (Thermokline) und sicherlich auch der Trubel der Badegäste und Sportboote an den Küsten. Kleine und mittlere Bernsteinmakrelen sind im Sommer eher anzutreffen, wobei die kühlen Morgen- und Abendstunden beim Angeln jetzt zu bevorzugen sind.
Herbst (September, Oktober, November)
Der Herbst ist nach dem Frühjahr die beste Zeit um einen AJ zu verhaften! Viele kleine und mittlere Fische kommen nun wieder in Küstennähe um sich vor dem bevorstehenden Winter nochmal so richtig voll zu fressen. Eine gute Chance auf einen der Halbstarken Fische zwischen 2-5 kg hat man jetzt an den richtigen Spots fast immer und diese machen an angepasstem Gerät nicht nur einen Wahnsinnsspaß sondern fordern uns und unserem Gerät auch alles ab!
Winter (Dezember, Januar & Februar)
Periodisch kommen auch im Winter an bestimmten küstennahen Spots Fische vorbei. Bei ausgedehnten Gutwetterperioden mit viel Sonnenschein und milden Temperaturen, steigt die Wahrscheinlichkeit an den bekannten Sommer- und Herbstspots Fischen zu begegnen. Gerade jetzt, aufgrund der kälteren Wassertemperaturen, stehen die Fische sehr Grundnah und werden fast ausschließlich beim leichten Shore Jigging gefangen.
Generell ist zu den Spots anzumerken, dass AJ’s von Unterwassererhebungen wie Felsen, Wracks oder Unterwasserbergen welche aus großen Tiefen empor ragen, magisch angezogen werden. Ein weiterer Punkt dem wir bei der Wahl eines Spots in Küstennähe unsere Aufmerksamkeit schenken sollten, sind mögliche Strömungen. Abgesehen von der Nahrung die hier verteilt wird, ist es das kühlere und sauerstoffreiche Wasser welches AJ’s auch im Sommer hierher lockt.
Ein Kap mit Steilufer, die offene strömungsreiche See davor, tiefes klares Wasser in Wurfweite verbunden mit markanten Unterwassererhebungen am Grund - dies sind die besten Vorzeichen um sich an unbekannten Orten ohne weitere Informationen zu orientieren.
Trotzdem ist es gerade im Sommer möglich, kleinen und mittleren Fischen fast überall zu begegnen, und da Hafenanlagen nicht nur Menschen sondern auch viele Fische magisch anziehen findet man auch kleine bis mittlere Bernsteinmakrelen vielerorts an den Hafenaußenkanten in unmittelbarer Wurfweite wenn die entsprechenden Tiefen dort vorhanden sind!
Sollten wir keine weiteren Infos zu Spots in unserer Region besitzen, sollten Häfen und Fähranleger unsere erste Wahl sein wenn wir im Sommer bis Herbst auf kleine bis mittlere AJ’s fischen. Nicht selten warten die Fische auf leichte Beute beim Wegfahren der Schiffe und Fähren. Nicht nur dass sich das Wasser hier durch die Schiffschrauben mit Luftblasen und Sediment trübt, die Futterfischschwärme verlieren durch das wegfahrende Schiff auch noch ihre Deckung und werden zur leichten Beute der Raubfische.
Wie bereits erwähnt, bewegen sich AJ’s bei der Jagt gerne im unteren Bereich der Wassersäule und folglich sollten unsere Köder sich ebenfalls dort bewegen. Dies gilt gerade für Tiefen ab 20m wo ein im Mittelwasser geführter Köder eher unbemerkt bleibt. Fischen wir dagegen in Tiefen um 10-15m, reicht es den Köder im Mittelwasser zu bewegen um bei den Bernsteinmakrelen Aufmerksamkeit zu erregen.
Auch ein Blick ins Wasser mit Augenmerk auf möglicherweise vorhandene Futterfische wie Bandbrassen, Hornhechte, Meeräschen etc. ist oft von Vorteil. Gerade im Frühherbst sieht man oft im glassklaren Wasser große Futterschwärme im Mittelwasser und oftmals werden anwesende Räuber durch plötzliche und abrupte Schwarmbewegungen in Richtung Felswand oder Grund verraten. Auch wenn wir den Grund für diese Bewegungen idR nicht sehen, Räuber sind in diesen Fällen nicht fern!
Auch mit fleißiger Location im Vorfeld, ohne das nötige Glück ist es fast unmöglich einen Spot nur aufgrund äußerer Merkmale als AJ-Spot zu erkennen. Ein Besuch im örtlichen Tackleshop, ein Schnack mit den Lokals am Pier oder auch der Besuch des Hafens an dem die Fischer Ihren Fang entladen, können die Erleuchtung bringen. Gerade letzteres mache ich sehr gerne, da die Fischerei an kleinen Urlaubsorten fast ausschließlich Küstennah stattfindet und die Fischer nach der Rückkehr in den Hafen oft gerne ihr Wissen teilen.
Durch zum Teil falsche Informationen über das Mittemeer, wie zB "da ist alles leergefischt" oder "nur Kleinkram, da brauchst du gar nicht zu angeln" lassen viele gestandene Angler ihr Tackle zu Hause stehen, oder gehen die Sache oft nur halbherzig und falsch an. Entäuscht stehen sie im Juli/Agust mittags bei 35°C am Hafen ihres Urlaubsortes und sind froh auf die anfangs angesprochenen Informationen gehört zu haben und das Tackle zu Hause zu lassen...
In diesem Bereich versuchen wir mit einigen Unterwasservideos aus dem Bereich Speerfischen, den Lesern einen kurzen Einblick Unterwasser zu geben.
Warum Speerfischen?
Apnoe-Speerfischer müssen mit ihrer Umgebung eins sein, wenn sie erfolgreich sein wollen. Anschleichen und minutenlanges am Grund, hinter einem Stein Lauern, erfordern neben einer extremen körperlichen Fitness und einem wachen Geist, ebenso eine besondere Kenntniss der Umgebung und vorallem Kenntnisse über die Gewohnheiten der jeweiligen Beutefische.
Es wurden bewusst einige Videos aus sehr flachen Bereichen gewählt, damit Mittelmeer "Anfänger" nicht denken man müsse zwangsläufig im Tiefen angeln. Neben der Fische sollte man ganz besonders die Gegebenheiten beim jeweiligen Video beobachten um ein gewisses Gefühl für den Zielfisch und die Spots zu bekommen. Zugegeben, niemand wird durch das bloße Schauen von Videos zum "Experten", dafür braucht´s viel Erfahrung und vorallem Zeit am Wasser. Aber, und das ist nicht weniger ausschlagebend für den Erfolg, nach dem Schauen der Videos, wirft der Ein oder Andere nach ein paar Stunden ohne Fisch vielleicht doch nicht gleich die Angel ins Korn und jiggt oder spinnt unermüdlich weiter bis...
Bitte beachtet folgendes:
Das Speerfischen wirkt auf viele brutal und blutig. Aber: Das Speerfischen ist zweifelsohne die selektivste Methode an sein Abendessen zu kommen, da man immer die Wahl hat und die passende Beute selektieren kann - ganz ohne ungewollten Beifang. Und es ist zweifelsohne noch dazu die sportlichste (und somit die schwierigste und fairste) Methode , wenn mann bedenkt, das eine Vielzahl der Speerfischer heutzutage am Mittelmeer 20-30m tief fischen und zwar nur mit einem Atemzug. Einige tauchen sogar bis zu 40 & 50 m oder gar tiefer!
Deswegen: Bitte diese Videos nur dann betrachten wenn man sich darauf vorher eingestellt hat.