Shore Jigging

Egal ob im Frühjahr, Sommer oder Herbst, das Shore Jigging sollte unsere erste Wahl sein wenn wir es auf AJ’s abgesehen haben, da die Chancen hierbei wesentlich höher sind, sowohl einen der größeren Fische zu haken als auch ihn dann zu landen. Das liegt u. a. daran dass wir beim Shore Jiggen den Köder gut kontrolliert im letzten Drittel der Wassersäule, also im bevorzugten Bereich der Fische, bewegen können. Außerdem spielen Jahres- und Uhrzeiten im Vergleich zum Spinnfischen eine etwas untergeordnete Rolle da wir in Tiefen fischen wo Temperaturen und Helligkeit konstanter sind als in den oberen Wasserschichten sind die wir zwangsläufig beim Spinnfischen beharken. Gerade im Frühjahr und Herbst kann man also beim Shore-Jiggen den gesamten Tag über auf Fische hoffen.

Gerät Shore-Jigging

Es ist unmöglich aufgrund der Größe eines  Kustköders selektiv auf große AJ’s zu fischen, denn auch kleine und mittlere Exemplare machen vor großen Ködern nicht halt. Außerdem sind bei einem Wurfgewicht von 150g auch starke Shore Jigging Ruten meistens am Limit angelangt.

Ruten mit einer sensiblen Spitze (dem Ködergewicht angepasst) und einem danach progressiven Mittelstück gefolgt von einem brachialen Rückgrat erledigen diesen Job besonders gut! Für den Urlaubsspaß nebenbei  sollte aber eine den Ködern und Verhältnissen angepassten Shore Jigging Rute in 270 – 320 Länge ausreichen.

Schnüre um 0,20-0,25 sind idR ausreichend. Hilfreich sind beim Shore Jiggen Schnüre welche in regelmäßigen Abständen (meistens alle 10m) eine unterschiedliche Färbung besitzen. Dadurch wissen wir immer ungefähr in welchem Abstand zum Grund wir gerade fischen - mitzählen Voraussetzung!

Ein abriebfester Mono- bzw. Fluorocarbonleader ist aus den weiter oben genannten Gründen beim AJ Fischen unverzichtbar, möchte man nicht sowohl Fisch als auch Köder verlieren. Ich bevorzuge an die Rutenlänge angepasste Leader, welche in ihrer Länge so gewählt wurden, dass der Verbindungsknoten nicht durch die Rutenringe rattert und diesen verletzt. Vorfachlängen zwischen 1 und 1,50 werden dabei mit dem von mir bevorzugten FG-Knot verbunden und mit einem Tropfen Sekundenkleber fixiert.

So groß die Auswahl an geeigneten Schnüren ist, so groß ist mittlerweile auch die Auswahl an Verbindungsknoten Mono zu Braid. Eine Anleitung für den FG-Knot findet ihr hier: Link
Die Fische bevorzugen also große Köder und halten sich größtenteils tief auf (>20m – oft auch weit darunter) und mögen gerne Strömungen. Entsprechend sollten unsere Ruten für diesen Zweck dimensioniert sein und gute Voraussetzungen für das mittelschwere bis schwere Shore Jigging bieten. Jigs zwischen 70 und 120g sind die Regel, schwere Jigs zwischen 120 und 160g (teilweise auch darüber) sind aber bei extremen Bedingungen am Spot oft notwendig und belasten uns und unser Gerät.

Wie Zahnbrassen reagieren AJ’s besonders auf extrem stark beschleunigte Köder. Ein zu leichter Köder der von der Strömung „herumgeschubst“ wird, wirkt ebenso unnatürlich wie ein zu schwerer Jig den wir wegen seines hohen Eigengewichtes nicht richtig beschleunigt bekommen. Es kommt vor das der Jig in der Absinkphase attackiert wird, ist aber sehr selten. Viel häufiger kommen die Attacken während der Beschleunigungsphase des Jigs, also kurz nach dem Schlag den wir setzen um den Jig in Bewegung zu setzen.
Lange schlanke Jigs täuschen Hornhecht und Barrakuda vor – beide Fischarten werden von den AJ’s in Küstennähe hoch geschätzt. Gerade nachmittags und abends sind also gestreifte Jigs nicht verkehrt, denn zu dieser Tageszeit werden Barrakudas langsam aktiv!

Um den Köder noch vernünftig über Rute und Rolle animieren zu können, macht es Sinn die Ködergröße den Spot-Gegebenheiten wie Tiefe und Strömung anzupassen. Als Faustregel gilt: Die Größe der Jigs ist richtig gewählt, wenn diese beim Absinken nicht allzu sehr von der Einschlagstelle abdriften bis sie am Grund angelangt sind. Ein Abtreiben von ca. 20% der Wurfweite ist noch im Rahmen. Bei stark abweichenden Entfernungen sollte das Gewicht des Jigs höher gewählt werden.

Die Haken (Assist Hooks) und der Hakenbogen dürfen bei der Fischerei auf AJ ruhig etwas größer sein, in das große Maul passt eine Menge rein!  Ob ein oder zwei Assist Hooks ist Glaubenssache und richtet sich außerdem auch nach den Gegebenheiten auf Grund. Ein 2. Haken ist für den Fang eines AJ’s oft nicht nötig, erhöht aber die theoretische Hängergefahr um 100% …

Weiteres

Ein Kescher der groß genug, und vor allem stabil genug ist um eine mittlere Bersteinmakrele die Kaimauer hochzuhieven wird nicht jeder im Urlaub dabei haben… Hier kommt entweder ein Teleskopgaff oder das sliding Gaff zum Zug. Ich bevorzuge das sliding Gaff den es ist erstens klein und handlich und zweitens gafft den Fisch (sofern der Köder im Maulbereich hängt) im Maul und kann ihn, wenn man möchte, später oft releasen.

Mein Geräte-Tip für den Urlaubsspaß

Gezieltes Fischen auf mittlere bis große AJ’s ist selten nebenbei im Familienurlaub von Erfolg gekrönt und daher rate ich zu einem Geräte-Kompromiss um für die häufigsten Gegebenheiten gewappnet zu sein: Eine Hechtrute in 270cm Länge mit eine WG von 70-100g gepaart mit einer 3500-5000er Rolle und der entsprechenden Schnur kann sowohl einen mittleren Jig um 70g bei Shore-Jiggen gut werfen und animieren als auch schwere Blinker und große Sticks beim Spinnfischen bewegen.

Catch & release oder catch & cook!?

AJ’s haben festes weißes Fleisch und schmecken ausgezeichnet. Für die Einheimischen am Mittelmeer gilt er dennoch nicht unbedingt als die gastronomische Krönung. Grundsätzlich kann man einen Fisch den man sinnvoll verwerten kann, ohne Bedenken mitnehmen. Da eine Verwertung im Urlaub bei großen Fischen jenseits der 5 kg meist nicht gegeben ist, sollte man sich hier überlegen ob es nicht sinnvoller ist so einen Fisch zu releasen.

Wissenswert

Die „traditionelle“ Fangmethode auf Bernsteinmakrelen und andere große Räuber in Griechenland ist folgende:

Geangelt wird mit dicken Handleinen (0,60 – 0,80), um eine große runde Haspel gewickelt. Am Ende der Leine befinden sich ein, manchmal 2 Haken als Tandem gebunden an denen eine lebende Meeräsche oder ein lebender Hornhecht beködert wird. Die Köderfische werden auf keinen Fall auf Vorrat gefangen, sondern man fischt gezielt auf Meeräschen oder Hornhechte und sobald man einen fängt, wird dieser sofort beködert und an Ort und Stelle an freier Leine wieder ins Wasser gelassen. Das hat folgenden Hintergrund: Wenn alles richtig gemacht wird, schließt sich der (beköderte) Fisch sofort wieder seinem Schwarm an. Hintergrund: Einzelne Futterfische zu suchen ist für große Räuber schon mühsam genug, aber noch mühsamer ist es einzelnen Futterfischen hinterher zu jagen. Also suchen AJ‘s gezielt Fischschwärme auf von denen sie meist nicht nur einen sondern gleich mehrere Fische reißen. Was passiert nun wenn sich nun ein Raubfisch einem Schwarm nähert, in dem ein Köderfisch steckt? Der Schwarm versucht zu fliehen und wenn das nichts bringt bricht er panisch auseinander. Aber schon beim Fluchtversuch ist unser Köderfisch „gehandycapt“ und wird durch die Leine gebremst und kann den anderen nicht folgen. Eine einfache Beute… Besonders im Mai/Juni wird diese Methode angewandt, und es sind nicht immer AJ’s die dabei gefangen werden, sondern oft auch Zahnbrassen, Bluefish und Leerfisch. Ich kann mich an ein ausgeblichenes Foto in einem Angelladen auf Kreta erinnern, auf dem ein ca. 2m großer Hai und ein fast ebenso großer Schwertfisch abgebildet waren, beide auf dieselbe Methode an einem Kap auf der Südseite Kretas irgendwann in den 1980ern gefangen.