Strände
In der Regel sind Strände der zweite Spot (nach einer Hafenanlage) den ein Ortsfremder auf der Suche nach Wolfsbarschen besuchen wird. Zugegeben, es fällt oft schwer sich an einem unbekannten Strandabschnitt zu orientieren. Durch das meist flache Ufer und den fehlenden Strukturen an Land wirkt alles öde und unspektakulär. Außerdem sind uns an Stränden durch den spitzen Blickwinkel keine Blicke ins Wasser vergönnt und so sieht man oft die Fische an Strandabschnitten nicht.
Gesichtete Fische lösen bei vielen einen Zwang aus, denn sie wissen dass sie da sind und können nicht aufgeben bis – an dieser Stelle würde ich gerne schreiben „bis sie einen gefangen haben“ -richtigerweise muss es aber heißen „bis der Urlaub vorbei ist“. Umso schwieriger fällt es den meisten, gerade an ungemütlichen windigen Winter- & Frühjahrstagen, an verlassenen und trist wirkenden Stränden zu fischen wo man eben keinen Fisch sieht. Oder aber abends und nachts im Sommer, genau an dem Strand zu fischen an dem sich einige Stunden zuvor noch hunderte Badegäste tummelten! Aber glaubt mir, Strände sind mitunter die besten Spots für Wolfsbarsche - den richtigen Strand immer vorausgesetzt.
Strand ist eben nicht gleich Stand. Von außen sehen sie alle gleich aus und deswegen ist es umso schwieriger den richtigen zu finden. Unterwasser werden die Unterschiede jedoch schnell sichtbar. Von endlosen flachen Sandwüsten über Strände mit Mischgrund bis hin zu Abschnitten die in kurzen Intervallen vieles miteinander verbinden. Welchen Strand suchen wir? Natürlich den Einen wo sich die Wolfsbarsche aufhalten. Und wo ist das? Natürlich dort wo sich das Futter aufhält! Soweit die graue Theorie, die Praxis erweist sich idR jedoch etwas komplizierter.
Eines der wenigen brauchbaren Instrumente um hier etwas über die Tiefe und die Beschaffenheit des Meeresgrundes zu erfahren bzw. weitere Informationen zu dem Gebiet zu erfahren, ist das Schnorcheln. Es gibt hier nicht so viele Alternativen um an Stränden Hot Spots zu finden und an weitere Informationen zu dem Bereich zu kommen. Mit Ausnahme des Winters, reicht uns idR auch nur eine Taucherbrille. Witzigerweise sind Fische an belebten Stränden im Hochsommer alles andere als scheu. Sie haben sich an die Menschenmassen gewöhnt denn sie wissen dass sie hier in Ruhe gelassen werden - wer fischt denn auch zwischen ein paar 100 Badegästen?
Neben den bereits oft angesprochenen Süßwassereinläufen, sollte Folgendes in Wurfweite der Strände ebenfalls unser Interesse wecken:
- Abbruchkanten
Es kommt vor das an einigen Stränden etwas weiter draußen nach einer Phase ebenen Grundes eine Abbruchkante folgt. Die ist ähnlich zu betrachten wie die sog. 2. Sandbank an der Ostsee über die beim Meerforellen- und Brandungsangeln auch oft versucht wird zu werfen. Man darf sich jetzt keine Kante vorstellen an der es 10m tiefer ist. Oftmals sind es nur 1-2 Meter, manchmal mehr. An diesen Kanten wird oft und gern entlang patrouilliert. Gerade Wolfsbarsche lieben solche Kanten wobei ihre Angriffstaktik völlig unterschiedlich sein kann: Manchmal patrouillieren sie oberhalb der Kante und stoßen zum Angriff nach unten auf ihre ahnungslosen Opfer und genauso oft bewegen sie sich unterhalb und parallel der Kante entlang um aus der Deckung heraus nach oben hin ihre Raubzüge zu starten.
- Fels- und Steinformationen auf den Sandflächen
Oftmals gehen diese Abschnitte mit den oben erwähnten Abbruchkanten einher und befinden sich ebenfalls etwas weiter draußen. Je nach Beschaffenheit und Struktur können solche Bereiche ebenfalls sehr interessant für unser Vorhaben einen großen Räuber zu überlisten, sein. Die Felsen und Steinformationen auf großflächigen Sandabschnitten wirken oft wie Oasen in der Wüste. Für die einen sind es Zufluchtsorte die als Festung dienen und für die anderen sind diese Gebiete Schnellrestaurants!
- Neptungras/Seegraswiesen
Seegraswiesen (sog. Poseidon- oder Neptungras) gehören mit Abstand zu den angeltechnisch interessantesten Merkmalen eines (Sand-) Strandes der sonst keine weiteren Auffälligkeiten wie Felsen und Steine, Süßwassereinlauf etc. aufweist. Diese Wiesen sind für die Küsten extrem wertvoll denn sie dienen unzähligen Meerestieren wie Fischen, Garnelen, Schnecken etc. als Schutzzone und Kindergarten und sie schützen auch die vorgelagerten Küsten vor dem Abtragen der Sandstrände.
Durch die Struktur und Beschaffenheit dieser Wiesen bleiben dort große Mengen Schwebteilchen also Futter hängen, was ebenfalls dazu beiträgt das sich dort unzählige Kleinorganismen aufhalten. Einige Standorttreue Fische wie Wolfsbarsche haben dort richtige „Pfade“ eingerichtet, an den sie mehrmals am Tage entlang patrouillieren und aus der Deckung des hohen Seegrases heraus Jagen. Trotz des flachen Wassers auf dem sich diese Wiesen in Strandnähe ausbreiten, finden sich dort neben Sepien im Frühjahr/Sommer sogar Kalmare im Winter ein, Meeresbewohner die eigentlich deutlich tiefere Zonen bevorzugen. Neben Futterfisch-Schwärmen wie Meeräschen, Ährenfische & Hornhechte welche dort nur zu Gast sind, sind diese Wiesen die Heimat von vielen kleinen und mittleren Brassenarten und bieten ihnen Schutz bis sie älter und größer sind um in andere Regionen auszuziehen.
Wenn man sich so einen Strand von Land aus anschaut ahnt man in der Regel nicht was sich unter der Wasseroberfläche dort alles verbergen kann. Bedenkt man aber was sich an einem idealen Strand alles Unterwasser abspielt, kann man sich leicht ausmalen dass auch Räuber solche Abschnitte öfters besuchen und diese Stellen auch für uns besonders interessant sein können!
Aufgrund der geringen Tiefen sind Satellitenbilder (Auffinden der Seegraswiesen als ausgedehnte schwarze Flächen auf dem hellen Sanduntergrund) und Schnorchelausrüstung (entsprechende Wassertemperaturen vorausgesetzt) eine große Hilfe bei der näheren Betrachtung dieser unscheinbaren Lebensräume. Neben Wolfsbarschen und Bluefish, seltener auch Barrakudas, werden ähnlich flache Strandabschnitte im Sommer auch gerne von Leerfischen besucht. Die größeren Leerfische können sogar zu groß für eine leichte bis mittlere Angel-ausrüstung sein!
Auch unter den Stränden gibt solche an denen die Aussichten besser als an anderen Abschnitten sind. Aber: Stimmen die äußeren Bedingungen nicht, werden wir auch an guten Spots schneidern obwohl Fisch vorhanden sein kann oder sogar am Jagen ist!